Um es gleich vorwegzunehmen: Sogar das große Erdbeben im Februar hat das „letzte armenische Dorf in der Türkei“ nicht ausgelöscht. Zwar ist in Vakıflı auch sechs Monate nach der Katastrophe kaum ein Haus bewohnbar. Der abgebrochene Kirchturm liegt noch immer im Hof, im Innern der Kirche stapeln sich Matratzen, Klimaanlagen und Kinderbücher aus dem zerstörten Verwaltungsgebäude. Doch schon wegen der politischen Bedeutung des Dorfes in der südtürkischen Provinz Hatay ist sein Wiederaufbau gesichert.
Misak Hergel macht sich trotzdem Sorgen. „Wir wissen nicht, ob jene, die weggegangen sind, wiederkommen“, sagt der türkisch-armenische Rentner, der dem Vorstand der örtlichen Kirchenstiftung angehört. Hergel führt durch das Gemeindezentrum und das örtliche Museum. Im einzigen Café des Dorfes berichtet er über die dramatischen Stunden des 20. Februar, in denen die meisten der knapp siebzig Dorfbewohner obdachlos wurden. Zum Glück kam in Vakıflı, anders als im nahe gelegenen Antakya, niemand zu Tode. Viele der Überlebenden wohnen nun in Containern. Andere sind nach Istanbul oder Ankara gezogen, vor allem diejenigen mit Kindern. In der ganzen Gegend gibt es noch immer keinen Schulunterricht. „Niemand kann sagen, ob das im nächsten Schuljahr anders wird“, sagt Hergel. Viele Erdbebenvertriebene schrecken zudem vor einer Rückkehr zurück, weil es kaum Arbeitsplätze gibt.
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