Die Bachwoche Ansbach mit der Gaechinger Cantorey

Im vergleichenden Erleben verschiedener zyklischer Bachfeste – Leipzig, Köthen, Appenzell, Thüringen – steht das im mittelfränkischen Ansbach, alle zwei Jahre aufgelegt, am ehesten für eine familiäre Intellektualität, die sich dem Pa­tron der Woche nicht in blind gläubiger Hingebung, sondern nachfragend nähert. Wer sich da zusammenfindet, bleibt in der Regel mehrere Tage, hat bachzeitliches Vorwissen und gerade deshalb die Neugier, scheinbar Vertrautes öfter neu zu umkreisen; sitzt also beispielsweise auch noch, zwischen Matinee und Abendkonzert, in guten Hundertschaften bei den nachmittäglichen „Bach-Sprechstunden“, in denen Intendant Andreas Bomba mit Experten wie Peter Wollny, dem Chef des Leipziger Bach-Archivs, oder Meinrad Walter, gleichermaßen theologisch wie musikwissenschaftlich und -praktisch bewandert, über spezifische Aspekte im Schaffen Johann Sebastian Bachs und seines Umfeldes plaudert.

Ja, tatsächlich: plaudert. Anspruchsvoll, emotional durchaus, aber ohne sich zu verbeißen. Das ist ein Kompliment in Zeiten, wo bei solchen Formaten oft der minutengenau vorabgestimmte Frage-Antwort-Zettel regiert und jede lustvolle Spontaneität blau gewürgt zu Boden gehen lässt. Hier dagegen wird Bach fast die leidenschaftliche Vertiefung einer Sonntagabend-Bundesliga-Diskussion am Stammtresen zuteil – und alle profitieren: nicht im Sinne letztinstanzlicher Weisheiten, sondern als Teilnehmer eines fließenden Prozesses, der, rhythmisiert durch kleine musikalische Einwürfe vom Cembalo, auch offene Enden und weiß bleibende Felder erlaubt.

Andreas Bomba plant, redet, führt ein

Was Bomba, als Planer, Koordinator, Redner und Programmtexter quasi allgegenwärtig, hier „von oben“ bewirkt, schaffen rund 70 ehrenamtliche Helfer von der Basis her. Im Normalleben zum Beispiel Polizisten oder IT-Spezialisten, nehmen sie für die Bachwoche Urlaub, sorgen als Nützlinge jeder Art (Bühnenarbeiter, Chauffeure, Platzanweiser) dafür, Kunstereignis und -interessenten in gelassener Freundlichkeit zusammenzuführen, und rehabilitieren überdies das städtische Umfeld für einen merkwürdig lauen Umgang mit diesem bei 42.000 Einwohnern durchaus exorbitanten Ereignis.

Könnte man nicht die eisernen Gastronomie-Schließzeiten, besucherunfreundlich genau zwischen den Konzerten, lockern oder den zugesperrten Raum der kunsthistorisch einmaligen Schwanenritter-Kapelle wenigstens stundenweise zugänglich machen? Dergleichen scheint aktuell außerhalb des Denkbaren – umso kurios-trauriger, als die Stadt Ansbach einer der beiden Gesellschafter der Bachwoche und die Gumbertuskirche mit der prüde verschlossenen Kapelle in ihrem zugänglichen Teil sogar einer der Hauptaustragungsorte der Konzerte ist.#

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