Elba will seinen Duft weltweit vermarkten: Die Essenz einer Insel

Für seine eher überschaubare Größe hat Elba eine ziemlich schillernde Geschichte. Der Legende nach landeten schon die Argonauten auf der Suche nach dem Goldenen Vlies auf der Insel, die damals noch Aethalia hieß. Im Mittelalter war Elba ein Refugium sarazenischer Piraten. Und um 1814 verbrachte Napoleon zehn Monate im Exil auf dem rund 220 Quadratkilometer kleinen Eiland im Tyrrhenischen Meer, von dessen Nordwesten aus er an klaren Tagen die Sonne über seiner Heimat Korsika untergehen sah.

Zu Napoleons Hinterlassenschaften gehören eine Trinkwasserquelle, die Fonte Napoleone, und der Name einer nahe der Ortschaft Marciana Marina gelegenen Felseninsel, die nach Paolina benannt ist, der Lieblingsschwester des petit caporal. Bei Paolina fischten Einheimische vor Jahren ein Artefakt aus der Römerzeit aus dem Meer, den Verschluss eines Parfümflakons, und hier geht die eigentliche Geschichte los.

Denn die Frage, welcher Duft dereinst die Nasen ihrer Vorfahren umwehte, beschäftigte fortan die Elbaner; auch zwei Kinder aus Marciana Marina, Fabio Murzi und seine Schwester Chiara, ließ sie nicht mehr los. Als die Geschwister bei einem Segeltörn just vor Paolina in Seenot gerieten, sahen sie es als Wink des Himmels und beschlossen, selbst einen Duft zu kreieren, der zumindest so gerochen haben könnte wie jener in dem antiken Flakon: Die Essenz Elbas sollte er einfangen – von der farbenfroh schillernden Macchia und den leuchtenden Zitrusbäumen bis hin zur salzigen Meerluft und den weiten Sandstränden. Im Jahr 2001 riefen die beiden Acqua dell’ Elba ins Leben.

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Bisher gab es das Parfüm nur in Geschäften auf Elba

Die erste diesem ganz besonderen Duft gewidmete Parfümerie eröffneten sie in ihrer Heimatstadt Marciana Marina, wo bis heute auch die Werkstätten zu Hause sind. Inzwischen gibt es fünf Noten und neben Parfüm auch Duschgels, Seifen und Raumdüfte – und in jedem größeren Ort mindestens einen der überall gleich minimalistisch gestalteten, in Türkis gehaltenen Acqua-dell’-Elba-Stores; in Hotspots wie Portoferraio, Marina di Campo oder Capoliveri sind es auch mal drei auf wenigen hundert Quadratmetern. Eine Erfolgsgeschichte.

Ein entscheidender Teil des Konzepts – und des Erfolgs – war bislang der Umstand, dass es Acqua dell’ Elba nur in den Acqua-dell’- Elba-Stores zu kaufen gab und somit: nur auf Elba. Selbst der Duft-Influencer Jeremy Fragrance musste sich mit einem Mitbringsel bescheiden – er mag, das nur am Rande, die Herren-Linie Arcipelago.

Mit einem Internetshop und Läden in Florenz, Siena und Rom ging nun los, was viele Elbaner falsch finden: Die Murzis wollen expandieren, „sowohl in Europa als auch in Übersee“, wie Fabio Murzi meint: „Die Internationalisierung ist unser wichtigstes Strategieprojekt.“ Man werde sich Partner suchen und mit Parfümerien zusammenarbeiten. Acqua dell’ Elba bei Douglas? O dio! Der Zauber ist dahin. Und darf sich jemand, der nie auf Elba war, überhaupt mit dem Duft der Insel einhüllen?

Die Diskussion dauert an. Zuletzt schaltete sich sogar Simone Barbi ein, der Bürgermeister von Marciana Marina: Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass sich Elba unabhängig machen müsse vom Tourismus. Und er hat ja recht. Wenn mal wieder keine Leute auf die Insel kommen können, ist es vielleicht nicht schlecht, wenn wenigstens die Insel zu den Leuten kommen kann.

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