Zwei Monate nach seiner Meuterei gegen die russische Staatsmacht ist der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin nach einem Flugzeugabsturz in Russland für tot erklärt worden. Der Telegram-Kanal Grey Zone, den Prigoschin zur Verbreitung seiner Videos nutzte, meldete am Mittwochabendabend den Tod des Chefs der Privatarmee Wagner.
Noch längst sind nicht alle Fragen rund um den Flugzeugabsturz des Wagner-Chefs geklärt, auch eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des langjährigen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin gab es bis zum Donnerstagmorgen nicht. Doch trotzdem gibt es bereits klare Meinungen zu den Hintergründen.
Biden: „In Russland passiert nicht viel, hinter dem Putin nicht steht“
So zeigte sich US-Präsident Joe Biden am Mittwochabend „nicht überrascht“ vom möglichen Tod des Wagner-Chefs. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber ich bin nicht überrascht“, sagte Biden. Er fügte hinzu, er habe kürzlich mit Blick auf den russischen Söldnerchef gesagt, dieser müsse „vorsichtig“ sein.
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Auf die Frage, ob der russische Präsident Wladimir Putin hinter dem Flugzeugabsturz stehe, sagte Biden: „In Russland passiert nicht viel, hinter dem Putin nicht steht. Aber ich weiß nicht genug, um die Antwort zu kennen.“
Strack-Zimmermann: „Große Nervosität bei Putin und seinen Schergen im Kreml“
Auch mehrere deutsche Politiker reagierten wenig überrascht auf den Tod Prigoschins. „Dass Prigoschin seinen Angriff auf Putin mit dem Leben bezahlen wird, davon war auszugehen“, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Mittwoch und sprach mit Blick auf Prigoschin von einem „Teufel, der sich mit dem Teufel einlässt“. Es zeige aber auch, „dass offensichtlich große Nervosität bei Putin und seinen Schergen im Kreml herrscht“, fügte sie hinzu.

Dieses vom russischen Ermittlungskomitee veröffentlichte und von der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua bereitgestellte Foto soll die Absturzstelle in der Region Twer zeigen. TASS/XinHua/dpa
CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter vermutet ebenfalls, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Tod des Wagner-Chefs beauftragt hat. „Es war eine Frage der Zeit“, sagte er in der Sendung „RTL Direkt“ am Mittwochabend. „Dass es jetzt so rasch ging (…) und auch noch zehn weitere Tote in Kauf genommen wurden, zeigt die Brutalität des Systems Putin“, erklärte er.
Die mutmaßliche Ermordung Prigoschins sei eine „Warnung“ auch für Deutschland, betonte Kiesewetter. „Wir müssen uns im Klaren sein, dass dieses System nicht verhandelt (…) und nur die Sprache der Stärke versteht.“
Der CDU-Außenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen sieht Präsident Putin auch nach dem Tod Prigoschins geschwächt. „Entweder Putin oder Prigoschin – das blieb die Lage auch nach dem abgesagten Putsch“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Ob die von Putin enthauptete Wagner-Gruppe sich nun erst recht zur Rebellion formiert oder sich führungslos fügt, ist eine offene Frage. Das Machtsystem Putins aber hat Risse bekommen, und das kann er nicht mehr stoppen.“
Baerbock warnt vor Spekulationen über Absturz von Prigoschin-Jet
Außenministerin Annalena Baerbock warnte dagegen vor Spekulationen. Der Flugzeugabsturz sei erst einige Stunden her, deswegen könne man „keine schnellen Schlüsse ziehen“, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Deutschlandfunk. Der Vorfall unterstreiche aber, „dass ein System, dass eine Macht, dass eine Diktatur, die auf Gewalt gebaut ist, dass sie eben auch intern nur Gewalt kennt“. Das habe man „auf traurige, dramatische Art und Weise in den Vorjahren schon gesehen, wo Oppositionelle, wo Journalisten, wo einfache Menschen aus dem Fenster gefallen sind oder vergiftet worden sind“.
Podoljak: „Beseitigung“ Prigoschins ist auch Signal Putins an eigene Armee
Nach Ansicht des ukrainischen Präsidentenberaters Michailo Podoljak hat Prigoschin mit seinem abgebrochenen Marsch auf Moskau im Juni sein „Todesurteil“ unterschrieben. „Prigoschin hat in dem Moment, als er 200 Kilometer vor Moskau stehen blieb, sein eigenes Todesurteil unterschrieben“, sagte Podoljak der Bild-Zeitung am Mittwochabend. Der Aufstand habe Putin „erschreckt“. „Putin verzeiht niemandem seine eigene Angst“, fügte er hinzu.
Eine „solche demonstrative Beseitigung“, wenn sie denn stattgefunden habe, sei „ein direktes Signal an die Eliten, dass die brutalen Morde an den eigenen Leuten in Russland beginnen“, sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Blick auf den Flugzeugabsturz am Dienstag, bei dem neben Prigoschin noch zehn weitere Menschen ums Leben gekommen waren.

Die Absturzstelle in der Region Twer: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin soll an Bord des abgestürzten Flugzeugs gewesen sein.Uncredited/Investigative Committee of Russia/XinHua/dpa
Moskau sende damit auch ein Signal an die eigene Armee, „dass es dort wirklich keine Helden gibt und dass jede Illoyalität mit dem Tod bestraft wird“.
Russischer Militärblogger spricht von Mord
Der Telegram-Kanal Grey Zone sprach von einem Abschuss durch die russische Flugabwehr. Überprüfen ließ sich diese Behauptung nicht. „Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands“, hieß es in einem Post.
„Der Mord an Prigoschin wird katastrophale Folgen haben“, schrieb der Militärjournalist Roman Saponkow auf Telegram. „Die Leute, die den Befehl gegeben haben, verstehen nichts von der Stimmung in der Armee und ihrer Moral.“ Prigoschin war wegen seiner Kritik an der regulären Armeeführung und einigen Erfolgen seiner Söldner auf dem Schlachtfeld beliebt bei Soldaten.
Auf den Tag genau zwei Monate vor seinem Tod meuterten die Wagner-Truppen und marschierten auf Prigoschins Geheiß auf Moskau zu, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Für Russlands Präsidenten Putin, der keine öffentliche Infragestellung seiner Autorität duldet, war es eine beispiellose Erschütterung seiner Machtposition. Er nannte Prigoschin daraufhin einen Verräter. Und selbst wenn sich beide Männer später noch einmal trafen, gingen viele Experten davon aus, dass Putin seinem einstigen Intimus den Ungehorsam nicht verzeihen werde.

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