Konzert
Kraftklub “eskaliert” bei fünftem Jubiläum in der Wuhlheide

Kraftklub ließen in der Wuhlheide die Fetzen fliegen.
Foto: Clara Andersen
Die deutsche Indie-Rock-Band Kraftklub spielte am Freitag das erste von zwei Konzerten in der Wuhlheide. Die Fans waren überzeugt.
Eine passendere Vorband hätte Kraftklub sich wahrlich nicht aussuchen können: die „Tränen“ bringen die 17.000 Fans in der Wuhlheide mit ihren schnellen Beats und durchdachten Texten am Freitagabend jedenfalls schon so richtig in Fahrt. Als das Publikum bei dem Song „Duell der Letzten“ lauthals „Nazis raus“ brüllt, ist dann auch politisch schonmal die passende Richtung für den Kraftklub-Abend eingeschlagen.
Denn die fünfköpfige Band aus Chemnitz ist nicht nur bekannt für ihre energiegeladene Mischung aus Indie-Rock und Rap, sondern vor allem auch für ihre politisch- und sozialkritischen Texte. Erstmal gibt es für die Berliner Fans aber eine gehörige Ladung Konfetti und den Hit „In meinem Kopf“ von dem neuesten Album „Kargo“. Frontsänger Felix Brummer springt energiegeladen über die Bühne und es dauert keine dreißig Sekunden, bis die Fans es ihm nach tun.
Rock gegen Rechts: Kraftklub “aktuell beste Liveband Deutschlands”
„Liebe Wuhlheide, herzlich willkommen auf einem Kraftklub-Konzert“, begrüßt Brummer die feiernde Meute und singt sogleich die ersten Zeilen von „Fahr mit mir (4×4)“. Während Brummer mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht also „Es tut mir leid/ Etwas mit Heimatministerium kann für mich keine Heimat sein“ singt, werden die Fans immer lauter. Der 23-jährige Noah findet, dass Kraftklub schon jetzt ihrem Ruf als eine der aktuell besten Livebands Deutschlands gerecht werden. „Die haben es einfach drauf“, meint der Fan.
Angesichts der wilden Moshpits, die die Fans bei „Wittenberg ist nicht Paris“ leidenschaftlich vollführen, lässt sich dieser Aussage durchaus zustimmen. Denn die Menge tobt, und zwar bis in die letzten Reihen. Das hängt aber sicherlich nicht nur mit der unglaublichen Bühnenpräsenz von der Band und den orange blinkenden LED Lichtern zusammen, sondern auch mit der politischen Haltung von Kraftklub. So besingen sie in „Wittenberg ist nicht Paris“ etwa die Scheinheiligkeit von Menschen, die in Großstädten gegen Rechtsextremismus kämpfen, ohne selbst mit dem Problem konfrontiert zu sein.
Wie sich am Freitag im Publikum zeigt, sind es zwar überwiegend, aber längst nicht nur junge Menschen, die die Band damit abholt. Wie begeistert die allesamt von Kraftklub sind, stellen sie nämlich sogleich bei „Unsere Fans“ unter Beweis. Während im Hintergrund die Gitarre überraschend laut dröhnt, kritisiert Brummer mit gewitztem Rap – „Unsere Fans ham sich verändert/Unsere Fans ham sich verkauft“ ihre zum Mainstream übergelaufenen Fans. Doch die nehmen das mit Humor, liegen sich teils in den Armen und klatschen dann wieder frenetisch die gängige Melodie.
Selbst Berlin-Kritik stört an diesem Abend niemand in der Wuhlheide
Und sogar der Fuck-You-Berlin-Song „Ich will nicht nach Berlin“, sorgt für Gelächter und lautn Jubel. Zumindest Selbstironie können die „zum Mainstream abgewanderten“ Fans also noch. „Danke Berlin“ schreit Brummer deswegen kurz darauf und verkündet strahlend, dass Kraftklub auf den Tag genau vor fünf Jahren das erste Mal in der Wuhlheide gespielt hat.
Kein Wunder also, dass sowohl von der Band selbst als auch von der gesamten Wuhlheide jetzt noch ausgiebiger gefeiert wird. Ob bei älteren Liedern wie „Liebe zu Dritt“ und „Wie ich“ oder neueren Songs vom „Kargo“-Album – Kraftklub stellt am Freitag einmal mehr unter Beweis, dass sie das Zusammenspiel aus pumpenden Festival-Beats, politisch-kritischen Lines und zeitgenössischen Indie-Pop-Rap hervorragend beherrschen und damit vor allem Live überzeugen. Oder wie eine Zuschauerin es bezeichnet: „Ein mega krasses Konzert mit einer kompletten Eskalation“.
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