Betroffene von Long Covid sollen möglichst schnell besser behandelt werden als derzeit. Das ist das Ergebnis eines runden Tischs, zu dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag Fachleute und Betroffene nach Berlin eingeladen hat. „Wir haben viele Medikamente, von denen wir wissen, dass sie bei Long Covid wirken, aber sie werden in Deutschland nicht eingesetzt“, sagte Lauterbach. „Das muss sich ändern.“
Grund sei, dass die Arzneimittel nicht für die Therapie von Long Covid zugelassen sind. Eine Kommission beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn soll deshalb möglichst bald eine Liste mit Medikamenten erarbeiten, die für Long-Covid-Patienten auch außerhalb der Zulassung verschrieben werden können.
BfArM-Präsident Karl Broich sprach von Arzneimitteln, die ursprünglich in der Schmerztherapie, bei Schlafstörungen und Infektionskrankheiten eingesetzt würden. Bei Long-Covid-Patienten hätten diese „positive Effekte“ gezeigt, sagte Broich. Immer wieder werden Medikamente außerhalb der eigentlichen Zulassung („Off label“) eingesetzt, etwa bei Krebs oder neurologischen Erkrankungen. Die Liste mit Medikamenten soll noch dieses Jahr erstellt werden. „Da werden wir aufs Gaspedal treten“, sagte Broich.
„Das Immunsystem kommt nicht zur Ruhe“
Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, sagte, diese Medikamente bedeuteten noch keine Heilung, besserten aber die Symptome von Long Covid. „Wir wissen inzwischen einiges über Mechanismen dieser sehr komplexen Erkrankung“, sagte sie. „Es gibt unterschiedliche Ursachen, das Immunsystem kommt danach nicht mehr zur Ruhe.“ Zum Beispiel werde die Funktionsweise der Blutgefäße oft gestört, sodass Organe nicht mehr gut mit Blut versorgt werden können.
Doch es ist etwas anderes, diese Erkenntnisse in konkrete Therapien umzuwandeln. „Bei den Patienten kommt Stand heute wenig an“, sagte Scheibenbogen. Die geplante Liste mit möglichen Off-Label-Arzneien könne dabei helfen. Wichtig sei, dass die Mittel „in der Breite“ verschrieben werden können, sagte Scheibenbogen. „Sonst müssten viele sie selbst zahlen.“ Weil etliche Betroffene berufsunfähig seien und daher nur wenig Geld zur Verfügung hätten, sei das ein Problem.
Lauterbach sagte am Dienstag abermals, dass er sich für mehr Geld für die Forschung einsetzen wolle. Die geplanten 40 Millionen im Haushalt des kommenden Jahres seien zu wenig, es brauche mindestens 100 Millionen. „Es fehlt an Geld für Versorgungsforschung“, sagte Lauterbach. Zudem soll ein neues Medizinforschungsgesetz das Tempo bei wissenschaftlichen Studien erhöhen.
„Wir haben bei Long Covid viele Hypothesen, aber keine Studien dazu“, so der Minister. Lauterbach will die Grundzüge des Gesetzes demnächst vorstellen. Zudem soll es mehr Long-Covid-Spezialambulanzen geben. Der Bund sei dazu in Gesprächen mit den Bundesländern, sagte Lauterbach. Was die Finanzierung angeht, werde man da „sicherlich übereinkommen“.
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