Müll, Suff, Kriminalität: Anwohner-Wut auf Flüchtlingsunterkunft

Seit die größte Hamburger Unterkunft für Geflüchtete am Überseering in Betrieb genommen wurde, leiden die Anwohner unter nächtlichem Lärm und jeder Menge Glasflaschen und Verpackungsmüll auf den Straßen und Grünflächen. Sogar Kot landet in ihren Gärten. Wie soll es an dem Standort weitergehen?

1200 Geflüchtete aus der Ukraine leben aktuell in dem ehemaligen Postbank-Gebäude am Überseering. Es ist eine kleine Minderheit, die gerade Ärger produziert, darin sind sich alle einig – aber das macht es nicht besser.

„Auf diesem Weg ist es besonders schlimm“, sagt eine 32-jährige Anwohnerin, die mit ihrem 16 Monate alten Kind am Überseering spazieren geht. „Die Leute reißen die Süßigkeitenpackungen auf, die sie da vorne im ,Penny’ gekauft haben, und schmeißen den Müll auf den Rasen. Und wegen der Glasscherben habe ich wirklich Angst um mein Kind.“ 

Nachbarn beschweren sich über Lärm der Geflüchteten

Tatsächlich stehen in den Straßen rund um das Gebäude eine Menge Flaschen herum. Daneben liegen Chips- und Getränketüten, Eispackungen, Zigarettenkippen und sogar ein kaputtes Fahrrad.

Auch Gastronom Giorgio Freitas vom einzigen Restaurant in der City Nord, dem „Pepe Nero“, leidet unter der Situation. Seine Terrasse befindet sich direkt am Bürgersteig. „Die Menschen kommen teilweise mit fünf oder sechs Kindern an meine Tische und betteln die Gäste an. Das hat bei mir schon zu Umsatzeinbußen geführt.“ Er spricht vor allem von jungen Männern. In der Unterkunft leben etwa zur Hälfte Männer und zur Hälfte Frauen – laut Sozialbehörde sind es alles Menschen aus der Ukraine.

Rund um die Unterkunft liegt eine Menge Müll. Patrick Sun

Rund um die Unterkunft liegt eine Menge Müll.
Rund um die Unterkunft liegt eine Menge Müll.

Die Flüchtlingsunterkunft wurde im Frühjahr 2023 in Betrieb genommen und soll noch bis September 2026 weiterlaufen. Es wäre also dringend notwendig, dass die Beteiligten sich miteinander verständigen. Die Sozialbehörde hat das Problem erkannt: „Die Beschwerden aus der Anwohnerschaft nehmen wir sehr ernst.“

Nachbarin Marga Pogge (84) platzt bald der Kragen. „Die Geflüchteten laufen schreiend vor unserem Haus entlang. Nachts machen sie Party und lassen Bierflaschen stehen. Ich habe vor Kurzem angefangen, den Müll selbst einzusammeln, weil es so ein Ausmaß angenommen hat“, sagt die 84-Jährige, die seit 40 Jahren dort lebt.

Marga Pogge (84) wohnt direkt neben der Flüchtlingsunterkunft. Ihr platzt bald der Kragen ob des Lärms und des Drecks. Patrick Sun

Marga Pogge (84) wohnt direkt neben der Flüchtlingsunterkunft. Ihr platzt bald der Kragen ob des Lärms und des Drecks.
Marga Pogge (84) wohnt direkt neben der Flüchtlingsunterkunft. Ihr platzt bald der Kragen ob des Lärms und des Drecks.

Es gibt auch Berichte über Diebstahl im „Penny“ neben dem Restaurant von Giorgio Freitas. Die Polizei hat einen leichten Anstieg bei den Einsatzzahlen seit dem vergangenen Jahr in der Region verzeichnet. Aber: „Insgesamt sind die Einsatzzahlen immer noch in einem unterem zweistelligen Bereich.

Auch lassen sich aufgrund der erhöhten Einsatzanlässe keine Hinweise daraus ableiten, dass durch die neu hinzugezogenen Bewohnerinnen und Bewohner in die Unterkunft auch tatsächlich mehr Straftaten passieren beziehungsweise in diesem Zusammenhang registriert werden“, so ein Sprecher auf MOPO-Anfrage.

Ärger über Unterkunft für Geflüchtete in Hamburg

Allerdings sei man sich der Müllproblematik bewusst und stehe dazu in engem Austausch mit dem Bezirksamt. Auch reagiere man mit einer erhöhten Polizeipräsenz auf die Beschwerden und stehe als Ansprechpartner zur Verfügung.

Viele Anwohner beschweren sich auch bei Facility-Manager Michael R. (41). „Es geht um Lärm und um Dreck“, sagt er. „Statt wie bisher alle vier Wochen muss ich den Mülleimer auf dem Spielplatz jetzt jede Woche leeren. Und leider wirft nicht jeder seinen Abfall da rein.“ Er berichtet von ekligen Entdeckungen: „Auf einem Grünstreifen wurde menschlicher Kot gefunden“, berichtet er. „Das Toilettenpapier lag noch daneben.“

So will die Sozialbehörde mit dem Problem umgehen

Seine Meinung: „Ich kann verstehen, dass die Anwohner genervt sind. Sie sind durch die vielen Baustellen ohnehin schon gebeutelt. Die Geflüchteten müssen noch mehr für das Problem sensibilisiert werden.“

Facility-Manager Michael R. (41) hört in letzter Zeit vermehrt Beschwerden. Patrick Sun

Facility-Manager Michael R. (41) hört in letzter Zeit vermehrt Beschwerden.
Facility-Manager Michael R. (41) hört in letzter Zeit vermehrt Beschwerden.

Genau das haben die Sozialbehörde und das DRK auch vor. „Es gibt klare Regeln des Zusammenlebens. Diese müssen eingehalten werden. Müll gehört in Papierkörbe, Ruhe- und Nachtzeiten sind einzuhalten, kriminelles Verhalten ist nicht akzeptabel und wird konsequent angezeigt und verfolgt. Dafür, dass das am Standort Überseering geschieht, wird unser Unterkunftsmanagement Sorge tragen“, sagt der Sprecher der Sozialbehörde auf MOPO-Anfrage.

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„Für die Nachbarschaft sind das DRK, der Sicherheitsdienst und Fördern & Wohnen – über das Feedbackmanagement – ständig ansprechbar“, heißt es weiter. „Beschwerden wird dabei konsequent nachgegangen.“ Man werde zusätzliche Mülleimer aufstellen und Angebote wie Kinderbetreuung, Sport, Alphabetisierungs- und Sprachkurse schaffen.

Währenddessen will Facility-Manager Michael R. eigene Schilder in verschiedenen Sprachen aufstellen, die auf die Gepflogenheiten hinweisen. „Vielleicht bringt das ja ein bisschen was“, sagt er.

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