Basti knabbert genüsslich an den Rosenblättern, springt dann vom Pflanzbeet in den Hof und läuft auf Hubert Balda zu. Sein Ziehvater streichelt das dreieinhalb Monate alte Rehböckchen, das er als ganz junges Kitz bei sich aufgenommen und aufpäppelt hat. “Dem geht’s super”, weiß der Euerbacher Tierfreund.
Munter streift das Rehkitz über den Hof und begrüßt den Hund Ben, der es sich auf einer Bank bequem gemacht hat. “Die beiden kommen prima miteinander aus”, erklärt der tierliebe Hubert Balda.
Der 59-Jährige hatte im Juni seinen Basti als drei Wochen altes Kitz bei sich aufgenommen. Das Jungtier war vor einer Wiesenmahd in der Rhön per Drohnenflug ausfindig gemacht und von Helfern kurzfristig weggenommen worden. Allerdings war die Rehgeiß nicht zu ihrem Jungen zurückgekommen. Was tun mit dem kleinen Kitz? Über einen befreundeten Jäger kam das Böckchen zu Hubert Balda nach Euerbach, der bereits Erfahrung mit Tierwaisen hatte.
“Ziegenmilch bekommt er auch heute noch, aber nur noch alle fünf Stunden”, erklärt der Tierfreund mit Blick auf die erste Zeit, in der er das Kitz alle zwei, drei Stunden mit der Flasche fütterte. Darüber hinaus frisst Basti jetzt auch Klee, Blätter, Löwenzahn und Wildfutter, zählt Balda auf.
Dankbar für Unterstützung durch Tierärztin
Etwa acht bis neun Kilo wiegt sein Böckchen jetzt. Die hellen Flecken im Fell verblassen allmählich. Dankbar ist sein Ziehvater über die Unterstützung durch die Euerbacher Tierärztin Jessica Denner-Zirkel. “Sie kommt auch am Wochenende, wenn es nötig ist”.
Noch immer schläft der 59-Jährige jede Nacht bei seinem Basti auf der Matratze im Schuppen. “Er ist so anhänglich und läuft mir überall hin nach”, erklärt er. Wenn er in sein Haus zum Schlafen ginge, würde ihm Basti folgen. Aber die glatten Steinstufen der Treppe könne er nicht bewältigen.
“Es sind ja nur noch vier Wochen, dann bringe ich ihn nach Ramsau”, erklärt Balda. Dort, bei Berchtesgaden, gibt es eine private Alm, die verwaiste Rehe aufnimmt. Auf dem weiten Wald- und Wiesengelände wird Basti dann leben, “richtig auswildern kann man ihn nicht mehr”.
Reh bekommt ein Leuchtband
Das Halsband, das Hubert Balda seinem Schützling umgebunden hat, ist zur Gewöhnung gedacht. Denn in Ramsau wird das Reh ein Leuchtband erhalten, an dem erkennbar ist, dass er kein scheues Waldtier mehr ist. “Damit wissen auch die Jäger Bescheid, dass sie nicht schießen dürfen.”
Außerdem hat er das Böckchen kastrieren lassen. “Dort läuft er ja frei herum und wenn er in die Brunft kommt, wird er aggressiv.” Allerdings wächst ihm dann auch kein Geweih mehr.
Vor dem Abschied von seinem Basti ist Hubert Balda etwas bange. “Das wird schlimm”, weiß er jetzt schon. Zu sehr hat er das Kitz ins Herz geschlossen.
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