St. Pauli-Grieche Saliakas: „Im Stadion bin ich ein anderer Mensch“

Der Mittelpunkt ist kein Ort, an dem er sich gerne aufhält. Weder auf dem Fußballplatz, wo Manolis Saliakas beim FC St. Pauli die rechte Außenbahn beackert, noch im normalen Leben. Mit leiser Stimme sprach der Grieche, dem bei aller angenehmen Zurückhaltung sichtbar der Schalk im Nacken innewohnt, im Interview-Termin mit der MOPO über die schlimmen Ereignisse in seiner Heimat und zieht – sportlich wie privat – Bilanz nach gut einem Jahr in Hamburg.

MOPO: Herr Saliakas, wie finden Sie den Hamburger Sommer?

Manolis Saliakas (grinst): Es ist schon merkwürdig und ungewohnt. Aber ich wusste ja, was mich hier erwartet.

Bei Ihnen zu Hause sieht es anders aus, große Hitze und viele Waldbrände plagen Griechenland.

Ja, die Situation ist tragisch. Sie haben es inzwischen unter Kontrolle, aber ich beobachte das natürlich auch wegen meiner Familie in den Nachrichten. Und was mir am meisten weh tut, ist, dass auch zwei Kinder umgekommen sind.

St. Paulis Manolis Saliakas sorgt sich wegen der Waldbrände in seiner Heimat

Sie haben noch ein paar Jahre auf diesem Planeten vor sich. Machen Sie sich Gedanken angesichts der klimatischen Entwicklungen im südlichen Europa?

Ich denke aktuell nicht darüber nach, was in weiter Zukunft sein könnte. Nichtsdestotrotz muss man nach draußen appellieren, achtsamer zu sein, gegen den Klimawandel zu arbeiten, behutsamer vorzugehen, gerade was die Waldbrände in Griechenland angeht, um gegen so etwas auch vorzubeugen. Aber konkret Sorgen über meine eigene Zukunft mache ich mir jetzt nicht.

Sie sind inzwischen seit einem Jahr in Hamburg. Zum Wohlfühlen gehört nicht nur eine intakte Mannschaft, sondern auch ein Privatleben. Haben Sie sich ein persönliches Umfeld aufbauen können?

Für mich ist es wichtig, dass man auch eine Distanz zum Fußball entwickelt. Ich bin jemand, der sich bei sich zu Hause total wohl fühlt. Ich habe hier einen Freundeskreis aufgebaut, mit dem ich sehr gerne meine Freizeit verbringe. Das sind Dinge, die mir sehr geholfen haben, mich hier zu akklimatisieren.

In St. Paulis Team wird Manolis Saliakas wegen seines Wesens sehr geschätzt

Aber auch im Mannschaftskreis sind Sie augenscheinlich sehr angesehen und beliebt durch Ihre ebenso zurückhaltende wie lustige Art.

Ich erfreue mich sehr daran, wenn ich andere Menschen zum Lachen bringen oder ihnen eine Freude machen kann. Das Leben ist schwer genug. Ich habe von meiner Familie gelernt, dass jeder Tag ein besonderer ist und deswegen genossen werden soll. Das versuche ich, an andere zu übertragen.

Was passiert mit Manolis Saliakas, wenn er einen Fußballplatz betritt?

Ich weiß, dass ich ein anderer Mensch bin, sobald ich ein Stadion betrete. Es ist, als würde sich ein Schalter umlegen, und dann geht es nur noch darum, gut zu spielen und zu gewinnen. Ich will eigentlich immer gewinnen.

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Fabian Hürzeler hat kürzlich gesagt, Sie würden verrückte Sachen machen, wenn Sie die Kontrolle verlieren. Ist es mitunter schwierig, das eigene Temperament zu beherrschen?

Ja, mir ist bewusst, dass das so ist. Ich bin manchmal so sehr vom Ehrgeiz gepackt, weiß aber, dass ich mich in manchen Situationen noch mehr kontrollieren muss. Und ich sehe auch das Gute daran, denn ich übertrage diese Leidenschaft ja auch auf die Mitspieler.

Wie stecken Sie die teils episch langen Trainingseinheiten weg, die es unter Fabian Hürzeler gibt? Kannten Sie Ähnliches schon vorher?

Zunächst einmal unterstütze ich die Disziplin, die jetzt unter Fabian Hürzeler herrscht, weil ich der Meinung bin, dass das nachhaltig zu Erfolg führt. Die Trainingsintensität kannte ich in der Form noch nicht, aber das macht mir nichts aus. Im Gegenteil, es spiegelt das wider, wie ich persönlich auch trainieren will.

Saliakas‘ großes Ziel bleibt die Nationalmannschaft

Sind Sie als Fußballer besser geworden, seitdem Sie in Hamburg sind?

Ja, ich sehe auf jeden Fall die Entwicklung, die ich gemacht habe. Das liegt auch daran, dass ich gefördert wurde und werde – von Timo Schultz und Fabian Hürzeler.

Die Nationalmannschaft ist und bleibt Ihr Ziel. Gibt es da einen neuen Stand seitens Nationaltrainer Gustavo Poyet?

Wir stehen in Kontakt. Es hat ja bisher nicht geklappt, dass ich spielen durfte, aber er hat mir gesagt, dass es eventuell in der Zukunft soweit sein könnte. Das motiviert mich, noch mehr zu geben, um noch mehr Aufmerksamkeit zu erwecken.

Manolis Saliakas: St. Pauli wird sich auf nichts ausruhen

Eine tolle Saison mit dem FC St. Pauli wäre da sicher hilfreich.

Wir sind jetzt gut gestartet und es zeichnet sich eine gute Saison ab. Aber wir gucken weiterhin von Spiel zu Spiel. Wir wollen uns nicht wieder in eine Situation wie in der vergangenen Hinrunde hineinmanövrieren, sondern eine gute Halbserie spielen. Daher gibt es nichts, worauf wir uns jetzt ausruhen, sondern es geht jetzt weiter, und es geht mehr.

Aber die Mannschaft macht einen sehr stabilen Eindruck.

Ja, das sehe ich auch so. Aber es ist wichtig, eine Einheit zu bleiben, auf und neben dem Platz. Nur so kann man seine Stärken abrufen und das Beste geben.

Mit Luca Günther haben Sie einen neuen Herausforderer. Wie haben Sie seine Entwicklung wahrgenommen?

Ich kannte ihn natürlich schon aus der zweiten Mannschaft und schätze ihn als sehr starken Spieler ein. Und ich finde es sehr gut, sehe es als essenziell an, dass es diese Art von Konkurrenz gibt, weil man sich dann gegenseitig noch mehr motiviert.

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